Die Springer-Presse beschäftigt eigentlich mit die kompetentesten Leute; Meinungsmache auf dem Effizienzniveau betreibt nicht der Proll im Feinrippunterhemd von nebenan sondern primär Leute mit ordentlich journalistischen Skills.
Ich sage ja auch nicht, dass man das System nicht "unterwandern" kann, nur ist die Sache bei der Bild halt: Du hast einen Tenor vorgegeben, und wenn dein Artikel gegen den geht, wird der geändert und du lebst da nicht lange. Natürlich könnte man jetzt sagen, ja gut, dann arbeitet man sich da halt zum Chefredakteur hoch, und dann ändert man den Ton. Aber wollt ihr wirklich behaupten, dass es das ist, was jedem Menschen mit Hirn, der bei der Springerpresse arbeitet, vorschwebt? Der generelle Ansatz durch Medienpublikationen (Zeitungen sind im Zeitalter von Blogs etc. ja nur die Spitze des Eisbergs) etwas bewegen zu wollen - natürlich geht das. Aber bei der Bild einzusteigen, und das dann damit zu rechtfertigen, man werde eben den Stil der Bild ändern? So ganz am untersten Ende der hierarchischen Nahrungskette? Unrealistisch.
Das ist ja jetzt auch kein exklusives Kriterium TAZ wie Bild schreiben für ein bestimmtes Publikum. Selbst die Total! war ja auf Videospieler konzentriert - politische Statements wurden nur auf den Intern-Seiten abgelassen (ich erinnere mich aber an ein "Ich werde gegen die wieder-wieder-wieder-Wiederwahl von Kohl stimmen... ja, es gab auch schon ein Leben vor diesem Kanzler!"; Redakteur hab ich leider vergessen

) - ist zwar was anderes, aber auch eine gute Gelegenheit das Zitat mal unterzubringen, das ich als Kind sehr cool fand

Fred jetzt als tragischen gefallenen Engel, der sich verkauft hat abzutun halte ich auch für unfair - wo genau arbeitet er denn? Bild-Zeitung selbst ist für mich schon das härteste was wir in Deutschland haben (in Österreich gibt es mit der Kronen-Zeitung ein deutlich schlimmeres Pendant, deren Chefredakteur ganz gezielt Parteien auf den Weg bringt und das auch recht eindeutig macht, was er sich dafür auch erwartet...); wenn er bei der Bild der Frau oder sonstwo arbeitet wo er nicht viel Schaden anrichten kann (im individuellen natürlich schon, da solche Publikationen versteifte Weltbilder bestätigen und erhalten und damit antiaufklärerisch sind, aber gut, lassen wir das mal weg...) ist das auch nicht verwerflicher als bei Aldi an der Kasse zu hocken oder was weiß ich.
Wenn man nicht gerade bei einer rein idealistischen kleinen Zeitung arbeitet (die sich dank der Medienkrise kaum halten können) sehe ich heute in Blogs und "Web 2.0-Zeug" den besseren Weg dazu, durch (investigativen?) Journalismus mit dem Finger auf böse Menschen zu zeigen.
Naja, soviel von mir. Ich hoffe das war jetzt nicht zu nüchtern
